Herkunftsgeschichten

Herkunftsgeschichte(n) von Büchern der Bibliothek im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Bücher können eine vielfältige Herkunfts-Geschichte haben. Um diese Geschichte aufzudecken, geben beispielsweise Stempel u. a. im Buch, Hinweise auf die früheren Besitzer. Die Forschung der wechselnden Besitzerverhältnisse einzelner Objekte oder Sammlungen wird Provenienzforschung – also die Geschichte der Herkunft genannt. Dabei werden die Besitzzeichen, wie zum Beispiel Stempel, Exlibris (Bucheignerzeichen) und Autogramme in den Objekten normiert erschlossen und dadurch eine Rekonstruktion von den Wegen, die ein Buch in die eigene Sammlung genommen hat, ermöglicht.

Der Weg eines Buches durch die Sammlungen

Der Weg eines Buches durch verschiedene Sammlungen kann anhand folgenden Titels exemplarisch nachverfolgt werden:

  • Neue genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten, welche sich an den europäischen Höfen zutragen / [Hrsg.: Michael Ranft]. - Leipzig : Heinsius, 1755. - Signatur: 44,1:1755/56. 

Das Buch enthält Hinweise der vormaligen Besitzer. Sie lassen sich durch die verschiedenen Provenienz-Nachweise zuordnen. In dem Band sind Exlibris und Stempel erkennbar.

Durch den Stempel und das Exlibris lässt sich der erste zu ermittelnde Eigentümer nachweisen. Es handelt sich um Franz Dominicus Häberlin (1720 – 1787), ein deutscher Historiker und Publizist.

Der nächste Besitznachweis ist ein Exlibris, das Friedrich Nicolai (1733 - 1811) als Eigner ausweist. Nicolai war Schriftsteller und Verlagsbuchhändler in Berlin. Er besaß die damals wohl größte Privatbibliothek, die rund 16.000 Bände umfasste.

Nach seinem Tod erbte sein Enkel Gustav Parthey (1798 - 1872) die Bibliothek, der eine erhebliche Anzahl der geerbten Bücher an die Königliche Bibliothek zu Berlin verschenkte.
Ein Teil der Schenkung wurde vermutlich von der Königlichen Bibliothek zu Berlin an das Geheime Staatsarchiv abgegeben. Die Schenkung erfolgte in den Jahren 1810 - 1857. Dieser Zeitraum lässt sich anhand des Bibliotheks-Stempels, der in den Jahren verwendet wurde, zuordnen.
Das nächste Eignerzeichen ist ein späterer Stempel des Geheimen Staatsarchivs, der von 1874 - 1918 für die Bücher verwendet worden ist.
1943 wurden die Bücher kriegsbedingt verlagert. Die Archivalien und ein kleinerer Teil der Bibliothek wurden nach Staßfurt ausgelagert und in der nach dem Krieg neu gegründeten Bibliothek des Deutschen Zentralarchivs in Merseburg aufgestellt.

Durch die Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Archivalien und ein Teil der Merseburger Bibliothek 1993 in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zurück verbracht.

Grafische Darstellung des Besitzerwechsels am vorliegenden Buch, ermittelt anhand von Provenienz-Spuren.

Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck (geboren 22. November 1774 in Dobrilugk; gestorben 26. Dezember 1860 in Berlin) war ein deutscher Historiker, der vor allem durch seine umfangreichen Arbeiten zum Leben Friedrichs des Großen nachwirkt.

1852 kaufte Friedrich Wilhelm IV. Rödenbecks mehrere 1000 Bände umfassende, systematisch aufgebaute Privatbibliothek. Die Sammlung wurde in die Bibliothek des Königlichen Hausarchivs der Hohenzollern eingearbeitet (ab 1927 das Brandenburg-Preußische Hausarchiv) und verblieb mehrheitlich bis 1943 im Schloss Charlottenburg. Durch die Bombenangriffe auf das Schloss 1943 verbrannte der größere Teil der Bibliothek.

Ein kleinerer Teil der Bibliothek wurde zuvor in den Bergwerksstollen bei Staßfurt ausgelagert. Dieser ausgelagerte Teilbestand, der nach 1945 durch das Zentrale Staatsarchiv derr DDR in der Dienststelle Merseburg verwahrt und erschlossen wurde, konnte 1994 in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zurückgeführt werden. Der Teilbestand enthält etliche Bände der Bibliothek Karl Rödenbecks.

Stempel in Beständen der Dienstbibliothek

In den Büchern der Dienstbibliothek finden sich zahlreiche unterschiedliche Stempel. Im Folgenden sehen Sie eine Auswahl der Stempel der Dienstbibliothek selbst, aber auch Stempel von Dienstbibliotheken anderer Archive, die aufgelöst und deren Bibliotheksbestände in die Dienstbibliothek des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz übernommen wurden.

Königlich-Preußisches Geheimes Staats- und Kabinetts-Archiv (1810 - 1857)
Königlich Preußisches Haus-Archiv (1848 - 1943)
Königlich Preußisches Geheimes Staats-Archiv (1874 - 1918)
Preußisches Geheimes Staatsarchiv. Bibliothek (1919 - 1945)
Deutsches Zentralarchiv. Historische Abteilung II. Bücherei (1950 - 1973)
Deutsches Zentralarchiv. Historische Abteilung II (1950 - 1973)
Deutsches Zentralarchiv. Abteilung Merseburg (1950 - 1993)
Staatliches Archivlager (Göttingen) (1953 - 1978/79)
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bibliothek (1963 -)
 

Weitere Artikel dieses Dossiers