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Japan im Umbruch und Preußen mittendrin
News vom 11.09.2024
Japan gehört heute zur westlichen Welt und pflegt besonders seine Beziehung mit Deutschland. Erst im März 2023 erreichte diese Verbundenheit mit den ersten bilateralen Regierungskonsultationen in Tokio einen neuen Höhepunkt, und im Mai dieses Jahres begingen Berlin und Tokio das 30. Jubiläum ihrer Städtepartnerschaft. Deswegen erstaunt es umso mehr, dass der Beginn dieser Annäherung keine 200 Jahre zurückliegt.
Am Anfang dieser Annäherung stand die von der jungen preußischen Marine bewerkstelligte Ostasienexpedition, welche Edo, das heutige Tokio, als ihr erstes Ziel ansteuerte. Angeführt wurde diese Gesandtschaft von einem preußischen Adligen – von Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg. Ziel der preußischen Diplomatie war ein Handelsvertrag, der die Öffnung der wichtigsten japanischen Häfen für sämtliche Staaten des Deutschen Zollvereins sowie für die mecklenburgischen Herzogtümer und die Hansestädte vorsah.
Dem vorausgegangen war die US-Expedition unter Commodore Matthew Calbraith Perry. Mit Kanonenbooten hatte Perry 1853 die wirtschaftliche Öffnung Japans erzwungen. Damit endete die selbstgewählte Isolation und das Shogunat in Japan. Für das Land der aufgehenden Sonne brachen unruhige Zeiten an; an deren Ende stand das moderne Japan. In dieser angespannten Situation begannen die Verhandlungen zwischen Japan und der preußischen Gesandtschaft.
Die Verhandlungen mit den japanischen Bevollmächtigten gestalteten sich schwierig, denn dem preußischen Gesandten Eulenburg standen Angehörige des japanischen Militäradels gegenüber. Beide Seiten betrachteten ihre jeweiligen Gepflogenheiten als verbindlich und Eulenburg sah gar nicht ein, sich dem Verhaltenskodex der japanischen Gastgeber zu unterwerfen. Dennoch konnte am 24. Januar 1861 die Unterzeichnung des Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrages zwischen Preußen und Japan vollzogen werden. Er liegt heute im Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (Signatur: III. HA MdA, II Nr. 5101 S).
Für die Europäer war die Gesandtschaft also alles andere als ein Triumphzug. Hinter ihnen lag eine lange, beschwerliche Reise, als sie – von Danzig aufbrechend, den halben Globus umschiffend – im September 1860 in Yokohama in der Bucht von Edo ankamen. Das Unglück überfiel das vierschiffige Geschwader vor der Küste Japans in Form eines Taifuns, infolge dessen Wütens der Schoner Frauenlob sank und sämtliche Besatzungsmitglieder den Tod fanden. Das Flaggschiff Arcona erreichte mühevoll den rettenden Hafen.
Trotz dieses holprigen Starts legte die Expedition den Grundstein für die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan, welche heute nicht zuletzt in der erwähnten Städtepartnerschaft ihren Ausdruck finden.
Jonas Beinhoff