Hafenflair am Tag des offenen Denkmals - ein Besuch im Aktenmagazin Westhafen

News vom 29.09.2023

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September öffnen seit 1993 bundesweit historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, am „Tag des offenen Denkmals“ ihre Türen. In Berlin können Denkmalfreunde sogar ein ganzes Wochenende nicht allgemein zugängliche Bau-, Boden- und Gartendenkmale besuchen.

© GStA PK / Vinia Rutkowski
© GStA PK / Vinia Rutkowski

Am 9. September 2023 hieß es wieder „Vom Getreidespeicher zum Aktenmagazin“. Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals öffnete das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz für Besucher*innen seine Pforten zum Magazin auf dem Gelände des Westhafens. In mehreren Führungen konnten sich Interessierte über die wechselhafte Geschichte des historischen Getreidespeichers von der Eröffnung des Berliner Westhafens 1923 bis hin zur heutigen Nutzung durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz informieren. 
Zunächst ging es hoch hinaus: treppauf bis in die oberste Etage des Gebäudes und bis in das Dachgeschoss, von wo aus die Besucher*innen den Ausblick auf das Hafengelände zwischen Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal und Ringbahn bestaunen konnten. 

© GStA PK / Vinia Rutkowski  

Nach einer Einführung zur Geschichte des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz sowie seiner Bestände und Aufgaben haben Kolleginnen aus der Restaurierung über das umfangreiche Thema der Bestandserhaltung informiert. Dabei wurde nicht nur erklärt, warum der Standort Westhafen als Archivunterbringung nur bedingt geeignet ist, sondern auch, wie Archivgut verpackt und gelagert wird, um es auf Dauer aufbewahren zu können. Am Beispiel einer Pergamenturkunde erläuterten die Restauratorinnen die Bearbeitungsprozesse im Geheimen Staatsarchiv von der Bestellung bis zur Nutzung.

© GStA PK / Vinia Rutkowski

Hierbei konnten auch die häufig gestellten Fragen nach der Digitalisierung von Archivgut beantwortet werden. Ganz praktisch wurde es an einer Sicherheitswerkbank, die das Arbeiten mit mikrobiologisch kontaminiertem Archivgut erlaubt. Die Besucher*innen konnten die Trockenreinigung von Papier mit Hilfe von Sicherheitssaugern und Latexschwämmen beobachten und waren erstaunt, wie stabil Papier sein kann. 

© GStA PK / Vinia Rutkowski

Den Abschluss der Führung bildete eine kleine Archivalien-Präsentation, bei der Archivar*innen des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz nicht nur preußische Akten mit typischer Fadenheftung, sondern auch einige Besonderheiten und Kuriositäten bereit hielten. Darunter waren zum Beispiel ein zusammen mit einem Schmähbrief an Otto von Bismarck übersandter Strick mit schwarzer Schleife „zum Erhängen“ aus dem Nachlass des Geheimen Oberregierungsrats Karl Ludwig Zitelmann, ein Mitarbeiter Bismarcks, oder ein Heft mit Kinderzeichnungen von Kaiser Wilhelm II. 

© GStA PK / Vinia Rutkowski

Der Tag des offenen Denkmals war für das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz auch in diesem Jahr eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, bei der alle Führungen schnell ausgebucht waren. Das Interesse war groß und die Resonanz seitens der Besucher*innen durchweg positiv. Schließlich konnte auch geklärt werden, dass das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz nun doch nicht so geheim ist und für Besucher*innen jederzeit offensteht.