Zwischen den Fronten

News vom 14.09.2020

Die Kriege des Sonnenkönigs brachten den Großen Kurfürst in eine schwierige Zwangslage, führten aber auch zu seinem größten militärischen Erfolg: in der Schlacht bei Fehrbellin schlug er die mit Frankreich verbündeten Schweden. Wie kam es dazu? Und weshalb widmete ein Cöllner Rektor dem Kurfürsten ein Huldigungsblatt mit fantastischen Hieroglyphen?

Huldigungsblatt des Rektors Johann Bödiker
Huldigungsblatt des Rektors Johann Bödiker © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt

Seit 1672 befand sich der Sonnenkönig im Krieg mit den Niederlanden. Der Krieg war Teil der französischen Reunionspolitik, mit der Ludwig der XIV. versuchte, die französische Macht nach Norden auszudehnen – mit dem letztlichen Ziel, eine europäische Hegemonie zu erringen und das „karolingische Reich zu erneuern.“ 

Obwohl es der französische König verstanden hatte, England und Schweden für sich zu gewinnen und mit der Bildung einer neutralen Partei im Reich 1673 zunächst auch Brandenburg auf seine Seite zu ziehen, konnte er nicht verhindern, dass sich mit dem Bündnis des Kaisers mit den Generalstaaten, Spanien und Lothringen die Konturen einer europäischen Allianz abzeichneten, der sich am Ende auch Brandenburg anschließen sollte. 1674 wurde der Reichskrieg gegen Ludwig XIV. erklärt. Im Laufe des Krieges zwang das englische Parlament dann auch den britischen König Karl II., aus der Allianz mit Frankreich auszuscheren, mit den Generalstaaten in Westminister einen Separatfrieden zu schließen und sich 1678 in die antifranzösische Koalition einzureihen. Der Sieg des französischen Truppenführers Condé über die auf niederländischer Seiten kämpfenden Verbände unter dem Oberbefehl des Prinzen von Oranien mündete im Rückzug der Verbündeten über den Rhein. Die französische Flotte bewährte sich in mehreren Seeschlachten im Mittelmeer.

Der Große Kurfürst, der selbst mit ins Feld gezogen war, musste vom Rhein in seine Heimat eilen, um die mit Frankreich verbündeten eingefallenen Schweden 1675 bei Fehrbellin zu schlagen. 1677 nahm Friedrich Wilhelm Stettin ein und erschütterte die schwedische Machtstellung vom Südrand der Ostsee bis zum Kurischen Haff. Bei dieser Gelegenheit entstand das Huldigungsblatt des Cöllner Rektors Johann Bödiker zur Eroberung Pommerns. Die übergroßen Hyroglyphen „FRIDERICUS WILHELMUS MAGN. VICTOR POMERANIA“ künden vom Siegeszug des Kurfürsten und seinem als gerecht empfundenen Kampf gegen die schwedische Besetzung. Der dynastische Traum vom Anschluss Pommerns an Brandenburg schien zum Greifen nahe.

Die Siege des Großen Kurfürsten verhinderte jedoch nicht, dass die finanziell erschöpften Niederländer 1678 in Nimwegen einen Sonderfrieden zu schließen gezwungen waren, der zwar sie rettete, das verbündete Spanien aber zur Abtretung der Freigrafschaft Burgund und des südlichen Festungsgürtels der Niederlande verpflichtete. Lothringen blieb besetzt. Das schlimmste Los ereilte jedoch den Großen Kurfürsten, der 1679 im Frieden von Saint Germain außer einem schmalen Grenzstreifen am rechten Oderufer seine sämtlichen schwedischen Eroberungen in Pommern herausgeben musste. Der Cöllner Rektor Bödiker hatte sich also zu früh gefreut – genau wie der Kurfürst.

Huldigungsblatt des Rektors Johann Bödiker © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt