Militär in Preussen
Dossier Militär in Preußen
In der öffentlichen Wahrnehmung war Preußen stark durch das Militär geprägt. Obwohl das preußische Heeresarchiv im April 1945 zerstört wurde, gibt es im Geheimen Staatsarchiv heute noch eine Vielzahl von Quellen, die für familien- und militärgeschichtliche Fragestellungen genutzt werden kann.
Wie in anderen europäischen Staaten, basierte das Militär Brandenburg-Preußens bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) auf Lehnsaufgebot und bezahlten Söldnertruppen. Einen rein defensiven Charakter hatte die sogenannte Landesdefension aus Bauern und Bürgern. Ein stehendes Heer wurde erst langsam in den Jahrzehnten nach dem Westfälischen Frieden (1648) aufgebaut. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war das unter König Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) geschaffene Kantonsystem, das die Registrierung aller männlichen Kinder zum Militärdienst etablierte. Die Erfassung ("Enrollierung") erfolgte nach Rekrutierungsbezirken ("Kantons"). Im Zuge der Preußischen Heeresreform wurde dieses System 1813 durch die Allgemeine Wehrpflicht ersetzt. Das nach dem Kantonsystem ausgehobene Heer wird heute als Alte Armee (bis 1806/07) bezeichnet, das in den Heeresreformen reorganisierte Heer als Neue Armee (ab 1807).
Militärgeschichtliche Quellen sind für familien-, personen- und selbstverständlich auch für militärgeschichtliche Fragestellungen von Interesse. Die Überlieferungslage für die Preußische Armee ist jedoch schlecht, da das das Heeresarchiv der preußischen Armee 1945 in Potsdam durch Kriegseinwirkungen zum überwiegenden Teil vernichtet wurde. Die Reste des ehemaligen Heeresarchivs sind heute für die Zeit bis 1866 im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz überliefert – insgesamt knapp 200 lfm Archivgut, die auch in der Archivdatenbank nachgewiesen sind. Nur in wenigen Fällen – etwa bei der Offizierswitwenkasse (IV. HA, Rep. 7) – reicht die Überlieferung über diese Grenze hinaus. Für die Zeit ab 1867 ist das Bundesarchiv/Militärarchiv in Freiburg im Breisgau zuständig.