Preußisches Urkundenbuch

Geschichte

Das Preußische Urkundenbuch (=PrUB) wurde um 1880 als Pertinenzurkundenbuch für das Deutschordensland von den damaligen Geschichtsvereinen in Ost- und Westpreußen und dem Staatsarchiv Königsberg gegründet. Die Federführung hatte sich zunächst das Königsberger Staatsarchiv unter seinem damaligen Leiter Rudolph Philippi vorbehalten, der auch den Hauptteil der Bearbeitung übernahm, weil die Mehrzahl der zu erschließenden Urkunden in diesem Archiv lagerte. Beabsichtigt wurde eine Erschließung der Überlieferung in mehreren parallelen Reihen, zumal für den geistlichen Bereich der Bistümer der Historische Verein für Ermland schon mit mehreren Bänden vorangegangen war. Philippi kam trotz der Unterstützung durch einen ermländischen Mitarbeiter nicht über eine erste Lieferung für die ersten Jahrzehnte hinaus (1882). Erst der Stadtbibliothekar August Seraphim konnte den ersten bis 1309 reichenden Band 1909 abschließen.

Nach dem Ersten Weltkrieg war es die 1923 gegründete Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, die sich des Urkundenbuchs als einer ihrer vornehmsten Aufgaben annahm, die Federführung übernahm wiederum ein Archivar, nämlich Max Hein, der bis 1944 die bis 1345 reichenden Bände 2 und 3/1 vorlegte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Verlagerung der Königsberger Archivalien in den Westen Deutschlands beauftragte die Historische Kommission Hans Koeppen mit der Bearbeitung, der bei geänderter Konzeption die Bände 3/2-4/2 bis zum Jahre 1351 (1958-1964) vorlegte. Von der folgenden Regierungszeit des Hochmeisters Winrich von Kniprode bearbeitete Klaus Conrad die Zeit bis 1371 in zwei Bänden mit je drei Lieferungen (1960-2000), wobei die letzte Indexlieferung noch aussteht. 

Konzeption

Da die ursprüngliche Aufspaltung in eine politische, eine geistliche und eine städtische Abteilung sowie eine für die innere Verwaltung (Handfesten) nicht klar durchgehalten wurde, erfolgte nach 1945 die Fortsetzung als Erschließung der Gesamtüberlieferung, wobei als weiteres Argument hinzukam, dass die älteren Editionen neben der Hauptreihe in westdeutschen Bibliotheken nicht überall greifbar waren. Damit stellte sich mit Einsetzen der Regierungszeit Winrichs von Kniprode das Mengenproblem der Überlieferung. Das führte dazu, dass nur noch die für überdurchschnittlich bedeutend gehaltenen Texte vor allem außenpolitischen Inhalts vollständig abgedruckt wurden, bei den übrigen Stücken wurden nur Wendungen besonderer Bedeutung in der originalen Sprache eingefügt. Aber dies erwies sich als sehr arbeitsaufwendig, so dass die Veröffentlichung auch aus diesem Grund nur langsam fortgeschritten ist. Jedoch wird für das letzte Jahrzehnt Winrichs von Kniprode die Konzeption der beiden ersten Jahrzehnte trotz Bearbeiterwechsels beibehalten werden.

Bearbeitungsstand

Mittlerweile hat es das Geheime Staatsarchiv PK in Nachfolge des Königsberger Staatsarchivs übernommen, durch eine Projektstelle die Bearbeitung von Band 7 (1372-1381) voranzutreiben. Eine Finanzierung ist nur aus Zeitstellen möglich. Ein erster Bearbeiter, Dr. Stephan Waldhoff, hat 1999/2000 für die Jahre 1372-1376 einen bedeutenden Teil der betroffenen Überlieferung in den Ordens- und Ostpreußischen Folianten aus dem Königsberger Staatsarchiv bearbeitet. Bei der Fortführung der Edition werden die Aufnahmen aus den Folianten zum Abschluss gebracht und zudem durch die in den anderen Beständen (Pergamenturkunden, Ordensbriefarchiv, Etatsministerium) befindlichen Stücke systematisch vervollständigt. Ergänzt werden sodann die in Urkundenbüchern und Regestenwerken veröffentlichten Stücke mit Bezug zum Preußenland. Während diese Arbeiten im GStA PK selbst durchgeführt werden können, muss daran anschließend auch die entsprechende Überlieferung in anderen Archiven (Vatikanisches Archiv; Archive der Ostseeanrainer, sowie insbesondere der polnischen Städte Gdañsk, Toruñ, Elblag, Olsztyn u.a.) in die Edition aufgenommen werden. Die Bearbeitung von Band 7 bedient sich der Datenbank des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz. 

Parallel dazu ist auf das Projekt "Digitales Preußisches Urkundenbuch" hinzuweisen, das von Jürgen Sarnowsky (Hamburg) und Dieter Heckmann (Berlin, GStA PK) betreut wird.

Literatur

Bernhart Jähnig: Möglichkeiten zur Fortführung des Preußischen Urkundenbuchs, in: Stand, Perspektiven und Aufgaben territorialer Urkundenbücher im östlichen Mitteleuropa, hg. von Winfried Irgang und Norbert Kersken. Marburg 1998, S. 29-37; geringfügig ergänzter Ndr. in: 75 Jahre Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Forschungsrückblick und Forschungswünsche, hg. v. Bernhart Jähnig. Lüneburg 1999, S. 213-223.