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Dem Fachkräftemangel begegnen – Schüler für Berufe im Archiv begeistern
News vom 07.05.2025
Was das Geheime Staatsarchiv ist und was hinter der schweren Eichentür gearbeitet wird, interessiert viele Menschen. Am 3. April 2025 hatten Schüler aus Berlin im Rahmen des „Boys‘ Day – Jungen-Zukunftstags“ die Gelegenheit, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Kaum war das Angebot des GStA PK über den „Boys‘ Day-Radar“ online gestellt, schon waren die Plätze ausgebucht. Viele Schüler waren interessiert am „Tag im Archiv“, bei dem drei Tätigkeitsbereiche vorgestellt wurden: die Restaurierungswerkstatt, die Digitalisierungsstelle und die archivarischen Aufgaben.
Zunächst erläuterte die Ausbildungsbeauftragte den Schülern die Entstehung und die Geschichte des GStA PK, das seit dem Mittelalter für die brandenburg-preußische Überlieferung „zwischen Königsberg und Kleve“ zuständig ist.
Anschließend wurde den Schülern der „Archivkoffer“ vorgestellt. Die AG Kulturelle Bildungsarbeit hat für Schulen Material für einen anschaulichen Geschichtsunterricht entwickelt: Hier sind originalgetreue Nachbildungen von verschiedenen Quellengattungen aus dem Mittelalter, der Frühen Neuzeit sowie dem 18. bis 20. Jahrhundert für unterschiedliche Unterrichtseinheiten enthalten. Lehrende können den Archivkoffer mit dem umfangreichen Begleitheft und zusätzlich Materialen zu den Themenbereichen „Frauen im Ersten Weltkrieg“ und „Propaganda im Ersten Weltkrieg“ kostenfrei ausleihen.
Bei der Führung durch das Gebäude machten die Schüler Station im Repertorienzimmer, wo die Entwicklung von den analogen Findmitteln zur online-Archivdatenbank erläutert wurde. Im Forschungssaal konnten die Schüler das Scan-Tent ausprobieren, das das Scannen von Dokumenten mit dem Smartphone und die KI-gestützte Transkription ermöglicht. Sie lernten aber auch selbst die im 19. Jahrhundert geläufige Kurrentschrift. Denn paläographische Kenntnisse von Archivar*innen werden noch viele Jahre benötigt werden, da die KI sie noch lange nicht ersetzen kann.
In der Restaurierungswerkstatt erfuhren die Jungen Wissenswertes über den Schutz von archivalischem Kulturgut. Um es vor mechanischen und biologischen Schäden zu bewahren, wird Archivgut unter spezifischen klimatischen Verhältnissen und mit verschiedenen Verpackungsarten aufbewahrt. An einer Pergamenturkunde waren Fraßspuren von Nagetieren zu sehen und unter dem Mikroskop konnten Papierschädlinge betrachtet werden. Eine Restauratorin führte vor, wie Risse an einer Papierakte repariert werden.
Papierfischchen auf der Spur; In der Restaurierungs-Werkstatt, © GStA PK / Christine Ziegler
Um Schutz ging es auch in der Digitalisierungswerkstatt: Das Medium Mikrofilm als Schutzmedium für archivalisches Kulturgut der Bundessicherungsverfilmung weckte besonderes Interesse. Außerdem durften jeder Schüler selbst Digitalisate von jahrhundertealtem Archivgut an einem Aufsicht-Scanner erstellen.
Den Abschluss des Boys‘ Day bildete wie bereits in den Vorjahren ein Escape-Room-Spiel: Nur im Team konnten die schwierigen Fragen zur Geschichte Berlins und Brandenburg-Preußens gelöst und der Ausgang aus dem Archiv gefunden werden.
Der „Boys‘ Day – Jungen-Zukunftstag“ soll dazu dienen, insbesondere Ausbildungsberufe und Studiengänge vorzustellen, in denen höchstens 40 Prozent junge Männer eine Ausbildung beginnen. Dazu gehören Berufe im Bereich Restaurierung und Digitalisierung, aber auch der Beruf des Fachangestellten für Medien und Informationsdienste (FaMI). „Ein Tag im Archiv“ ist eine gute Gelegenheit zur Erstorientierung, um die verschiedenen Tätigkeiten kennenzulernen.
Pauline Puppel, Ausbildungsleitung