Gemüse statt Zierrasen

News vom 29.11.2021

Haben die Staatsarchivare früher in der Mittagspause eigene Tomaten gegossen, angebaut auf dem Archivgelände? Gut möglich. Mitarbeitende knüpfen jetzt an diese Tradition an und pflanzen im Rahmen der „AG Greening up Haus und Hof“ Blumen – zur Freude von Mensch und Tier.

Gartenbeete hinter der Direktorenvilla (GStA PK, IX. HA SPAE, IV Nr. 18 Bl. 18)
Gartenbeete hinter der Direktorenvilla (GStA PK, IX. HA SPAE, IV Nr. 18 Bl. 18)

Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz liegt heute inmitten gepflegter Rasenflächen an einer Straße mit alten Kastanienbäumen.

Obst und Gemüse für Eigenbedarf
Doch das war nicht immer so. Seit der Inbetriebnahme des neuen Archivgebäudes 1924 am Standort Archivstraße in Dahlem nutzte eine Pachtgenossenschaft umliegende Flächen als Gartenland. Auch in der Notzeit nach Kriegsende 1945 bauten Archivbeschäftigte und deren Haushaltsangehörige auf einigen heutigen Rasenflächen Obst und Gemüse für den Eigenbedarf an. Blumenzucht durfte nur nebenbei erfolgen. 
In den Akten der Überlieferung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (I. HA Rep. 178 B) ist z. B. ein Protokoll der Gartenkommission von 1946 erhalten. Es berichtet über die Landzuteilung an Interessenten für die nächste Gartenperiode sowie über das Pacht- und Wassergeld, das die Pächter an den Generalpächter Dr. Johannes Schultze zu entrichten hatten. 
Wegen des großen Interesses wurden die Parzellen auf 160 - 350 m2 beschränkt. So konnten 15 Interessierte berücksichtigt werden. In Abstimmung mit dem Finanzamt für Liegenschaften von Groß-Berlin lag der Pachtpreis inklusive Wasser bei 0,08 RM/m2

Flächenversiegelung statt Gartenbau
Im Jahr 1974 endet die Aktenüberlieferung zur Verpachtung des Gartenlandes auf dem Archivgrundstück. Wahrscheinlich hatte das Interesse an einer Selbstversorgung mit Gemüse nachgelassen, denn die Versorgungslage war inzwischen wieder stabil. Aber auch Sanierungsarbeiten am Haupthaus und der Magazinneubau besetzten in den 1960er und 1970er Jahren Gartenland als Materiallagerplatz. Schließlich wünschte man auch die Anlage eines Parkplatzes für die Pkws der Beschäftigten. 
So wurden Pachtverträge gekündigt oder liefen aus. Die Beete mit Kartoffeln und Beerensträuchern wurden in Rasenflächen verwandelt oder versiegelt. Nur noch einige alte Apfelbäume erinnern an diese fünfzigjährige Gartengeschichte. 

Eine Tradition lebt auf
Doch jetzt knüpfen Archivmitarbeitende wieder an die jahrzehntelange Tradition an: Vor dem Winter pflanzten die Beschäftigten 240 Blumenzwiebeln am Archiveingang. 
Ziel ist ein blühender Garten, der allen, die das Archiv aufsuchen, Freude macht und mit seinem Nahrungsangebot für Insekten auch etwas zur Artenvielfalt der heimischen Pflanzen- und Tierwelt beitragen soll. 
Unterstützt wurde die Aktion von der „AG Greening up Haus und Hof“ der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Stiftung beabsichtigt mit Nachhaltigkeitsbeauftragten und unter Mitwirkung der Beschäftigten bis 2035 klimaneutral zu werden. Vielleicht gehören also bald auch wieder Tomaten- und Kräuterbeete zum Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz!

Johanna Aberle

Pflanzaktion vor dem Archivgebäude im November 2021