Ik denke der Affe laust mir!

News vom 18.03.2021

Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 stellte die Könige von Preußen vor die Herausforderung, mit ihrer neuen Rolle als Deutsche Kaiser zurechtzukommen. Wilhelm I. fürchtete, der preußische Titel werde verdrängt und das Königreich in Deutschland aufgehen. Sein Enkel Wilhelm II. war dagegen bestrebt, die Hohenzollerndynastie als neue Reichsdynastie zu etablieren.

"Das Triumphfest in Berlin - die Illumination des Brandenburger Tores am Abend des 16.Juni 1871"
„Das Triumphfest in Berlin – Die Illumination des Brandenburger Tores am Abend des 16. Juni 1871“. Farbiger Holzstich nach einer Zeichnung von E. Wilberg. © bpk, Bild-Nr. 00003656.

Mit der Proklamation König Wilhelms I. von Preußen zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 wurde die Gründung des Deutschen Reiches besiegelt. Die meisten Deutschen sahen darin eine Art Wiederherstellung des 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.


Mit dem „zweiten deutschen Kaiserreich“ schien die Sehnsucht einer Mehrheit der Deutschen nach einem eigenen Nationalstaat Wirklichkeit zu werden. Das Königreich Preußen hatte nach dem Deutsch-Dänischen und dem Preußisch-Österreichischen Krieg (1864/66) erheblichen territorialen Zugewinn errungen und seine Vormachtstellung in Deutschland ausgebaut. Künftig konnte Preußen nicht mehr ohne Deutschland gedacht werden. Preußens Größe und die Erfahrung seiner Verwaltung wirkten unitarisierend.


Vor welchen innenpolitischen Herausforderungen aber stand das Königreich, das nach der Reichsgründung aufhörte, ein völkerrechtliches Subjekt zu sein? War es ein Bundesstaat, der trotz seiner Vorherrschaft im Reich tendenziell in Deutschland aufgehen sollte? 


Die Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs PK beschäftigt sich mit Preußen nach der Reichsgründung. Ausgewählte Themenschwerpunkte, verteilt auf acht Vitrinen, sollen anhand authentischer, vor allem archivalischer – hier zum Teil erstmals präsentierter – Quellen einen Eindruck von der gesellschaftlichen Atmosphäre vermitteln, die sowohl von euphorischem Aufbruch als auch von Krisenbewusstsein und sozialen Konflikten geprägt war. 


Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung folgte der Gründerkrach. Die Forcierung des Mietskasernenbaus hatte gravierende soziale und politische Folgen. Die herausragende Stellung des Militärs führte zur Militarisierung der wilhelminischen Gesellschaft. Der Akademisierungsprozess beruhte auf staatlichen, aber auch auf zahlreichen privaten Forschungsinitiativen. Den Kulturkampf spiegelt die deutsche, vor allem aber die preußische Gesetzgebung. Der kulturelle Aufschwung zeitigte sich auch im gründerzeitlichen Historiendrama.


Die Ausstellung wird am 18. März 2021 eröffnet – als Web-Ausstellung und als Vitrinenausstellung im GStA PK, die zu den regulären Öffnungszeiten besichtigt werden kann. Der Eintritt ist frei, nach Anmeldung ist die Ausstellung auch barrierefrei. mehr

„Ik denke der Affe laust mir!“ Randverfügung Kaiser Wilhelms II. auf den Beitrag „Seapower and the nations“ im „Naval and military record“, 29.10.1903. GStA PK, BPH, Rep. 53 Kaiser Wilhelm II. Nr. 479.