Westpreußen

Geschichte

Im Zuge der Ersten Teilung Polens 1772 erlangte Preußen durch den Teilungsvertrag von Petersburg das Ermland, Pogesanien, Pomerellen und den Netzedistrikt. Während das Ermland dem bisherigen Preußen zugeschlagen und das Territorium insgesamt als Provinz Ostpreußen benannt wurde, erhielt das restliche Verwaltungsgebiet die Bezeichnung Provinz Westpreußen, 1793 mit der Zweiten Teilung Polens ergänzt um die Städte Danzig und Thorn.

Territorialverluste im Gefolge der Niederlage Preußens gegen das Napoleonische Frankreich im Frieden von Tilsit 1807 wurden mit der Neuerrichtung der Provinz Westpreußen auf dem Wiener Kongress 1815 wieder rückgängig gemacht; lediglich den Netzedistrikt und Bromberg gliederte man der preußischen Provinz Posen an.

Nach dem Ersten Weltkrieg führten die Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 zur Auflösung der preußischen Provinz: das Territorium fiel größtenteils an den polnischen Staat; bei Deutschland verblieb nur ein kleiner Teil rechts der Weichsel als Regierungsbezirk Westpreußen mit Marienwerder als Sitz der Regierung und den Kreisen Elbing-Stadt, Elbing-Land, Marienburg, Stuhm, Marienwerder und Rosenberg. Danzig wurde als Freie Stadt mit den Kreisen Danzig-Stadt, Danziger Höhe, Danziger Niederung und Landkreis Danzig Großes Werder dem Völkerbund unterstellt. Im Westen des sogenannten polnischen Korridors schlug man einige kleine Restflächen dem deutschen Regierungsbezirk Schneidemühl zu.

Bei der Besetzung Polens durch deutsche Truppen 1939 entstand zunächst mit dem neu gebildeten Reichsgau (Danzig) Westpreußen ein Verwaltungsbezirk ähnlichen Zuschnitts wie die vorherige Provinz, bis das Territorium nach Ende des Zweiten Weltkriegs erneut Polen zugesprochen wurde. 

Archivalien

Die wechselnde staatliche Zugehörigkeit spiegelt sich auch in der Geschichte des Schriftguts der westpreußischen Behörden und seiner archivalischen Quellen wider. Die sich bereits 1918 anbahnende und im Versailler Vertrag ein Jahr später beschlossene Eingliederung des Territoriums in den wiedererstandenen polnischen Staat beziehungsweise die neubegründete Freie Stadt Danzig führte zu einer Verlagerung sowohl von archivischen (Teil-) Beständen als auch laufenden Behördenschriftguts auf preußisches Gebiet vor allem nach Königsberg und Berlin; ein Prozess, der sich zum Ende der erneuten Zugehörigkeit des Territoriums zum Deutschen Reich 1939 bis 1944 wiederholen sollte.

Von den Behörden und sonstigen Institutionen Westpreußens sind mit wenigen Ausnahmen nur kleinere Teile überliefert; lediglich das Schriftgut der Regierungen zu Danzig und Marienwerder (XIV. HA, Rep. 180 und 181) weist einen größeren Umfang auf. Wie insgesamt bei den ursprünglich aus dem Staatsarchiv Danzig beziehungsweise aus dem Registraturgut der Behörden der Provinz Westpreußen stammenden Unterlagen wurden die Überlieferungen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz innerhalb der XIV. HA Westpreußen unter Übernahme der Danziger Repositurnummern aufgestellt. 

Literaturauswahl:

  • Susanne Brockfeld, Geschichten aus der Provinz. Die Jahre 1933-1945 im Spiegel ost- und westpreußischer Provinzialüberlieferung, Berlin 2015, S. 191-208. 
  • Peter Letkemann: Archivalien zur Geschichte Westpreußens im Geheimen Staatsarchiv Berlin, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens, Nr. 3. Leer 1970.