Volkszählungslisten

Volkszählungslisten

Volkszählungen wurden in Preußen seit dem frühen 19. Jahrhundert durchgeführt. Zuständig hierfür waren das preußische Innenministerium und das bei ihm ressortierende preußische Statistische Büro bzw. Landesamt. Das Interesse der preußischen Zentralbehörden beschränkte sich auf die Auswertung der durch die Volkszählungen gewonnenen Daten. Die Zählungen wurden lokal mittels Erhebungsformulare (mit Namen, Wohnorten und Adressen) und Erfassungslisten vorgenommen, deren Ergebnisse beim Preußischen Statistischen Landesamt zusammengeführt und ausgewertet wurden. Die Urmaterialien der Zählungen wurden anschließend jedoch vernichtet. Ausgefüllte Erhebungsformulare bzw. Erfassungslisten von Volkszählungen etwa unter Aufführung einzelner Namen und Wohnorte oder gar Adressen sind in den Beständen des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz grundsätzlich nicht zu erwarten. Auch Auswertungsmaterialien, die Aufschluss über einzelne Ortschaften, Haushalte und Personen geben, sind nicht dauernd aufbewahrt worden.

Die Ergebnisse der verschiedenen statistischen Erhebungen in Preußen wurden in Schriftreihen des Statistischen Landesamts veröffentlicht, so etwa in der „Zeitschrift des Königlich Preussischen Statistischen Bureaus“, der „Preußischen Statistik“ oder dem „Jahrbuch für die amtliche Statistik des preussischen Staates“ (siehe Online-Katalog der Dienstbibliothek).

Deutsche Volksliste

Nicht zu verwechseln mit Volkszählungslisten ist die „Deutsche Volksliste“, in der zur Zeit der nationalsozialistischen Eroberung Osteuropas die deutschstämmige Bevölkerung erfaßt werden sollte. Diese Erfassung der sogenannten „Volksdeutschen“ in der „Deutschen Volksliste“ erfolgte bei den Reichsstatthaltern (Oberpräsidenten) als den Zentralstellen, sowie bei den Regierungspräsidenten als Bezirksstellen und bei den unteren Verwaltungsbehörden (Landräte, Oberbürgermeister) als Zweigstellen der „Deutschen Volksliste“. Unterlagen der „Deutschen Volksliste“ haben bei Kriegsende 1945 meist noch in den Dienstregistraturen der jeweiligen Behörden vor Ort gelegen.

Die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zur Deutschen Volksliste vorhandene Überlieferung beschränkt sich auf eine begrenzte Zahl von Beschwerden, die beim Regierungspräsidenten in Marienwerder zwischen 1942 und 1945 gegen Entscheidungen lokaler Zweigstellen der Deutschen Volksliste eingelegt wurden (siehe GStA PK, XIV. HA Westpreußen, Rep. 181 Regierung zu Marienwerder).