Der Hochmeister in Berlin. Tagung zu den Archiven des Deutschen Ordens

News vom 09.10.2024

Ende September veranstaltete das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zusammen mit der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens und der Freien Universität Berlin eine Tagung mit dem Thema "Archive des Deutschen Ordens". In diesem Rahmen besuchten die Tagungsteilnehmer, zu denen der Hochmeister des Deutschen Ordens gehörte, auch die Räumlichkeiten des Archivs.

Tagungsteilnehmer vor dem Archivgebäude © GStA PK/Jorid Rüdiger
Tagungsteilnehmer vor dem Archivgebäude © GStA PK/Jorid Rüdiger

Die Internationale Historische Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens ist eine wissenschaftliche Vereinigung, deren Mitglieder gegenwärtig aus über 25 verschiedenen Ländern stammen und die alle zwei Jahre eine internationale Tagung veranstaltet. In diesem Jahr waren die „Archive des Deutschen Ordens“ zum Tagungsthema erhoben und das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz sowie die Freie Universität zum Kooperationspartner auserkoren worden. Vom 19. bis 21. September wurden die Mitglieder auf ihrer Kommissionstagung in Berlin begrüßt.

Der Deutschen Orden besaß im Laufe seiner Geschichte Besitzungen in nahezu allen heutigen europäischen Ländern, sodass die Schriftquellen zur Erforschung seiner Vergangenheit über Europa verteilt sind. Da diese Quellen stets in einem größeren regionalen oder transnationalen Kontext zu betrachten sind, ist ein internationaler Austausch essentiell. Dazu bot die Tagung in Berlin ausreichend Gelegenheit. Bestandteil des Zusammentreffens waren aber nicht nur wissenschaftliche Vorträge, sondern auch die Besichtigung des Geheimen Staatsarchivs, das mit der Überlieferung des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg eine der bedeutendsten Überlieferungen des Deutschen Ordens aufbewahrt. Dabei erhielten die Teilnehmer, zu denen der Hochmeister Pater Frank Bayard gehörte, Einblicke in die Geschichte und die Arbeit des Archivs.

Führung durch die Vitrinenausstellung © GStA PK/Jorid Rüdiger

Eine Führung durch die aktuelle Vitrinenausstellung „...auch Geheime Archive sehnen sich nach Licht...“ vermittelte den Gästen Eindrücke über die jüngste Geschichte des Archivs, das in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen am Standort Dahlem feiert. Auf besonderes Interesse stieß dabei das während des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen geflüchtete Königsberger Staatsarchiv, das seit Ende der 1970er Jahre in Berlin eine neue Unterbringung fand.

Hochmeister P. Frank Bayard in den Räumlichkeiten der Bestandserhaltung © GStA PK/Jorid Rüdiger

Nach einer Besichtigung des Magazintrakts mit den ca. 100 laufenden Metern Deutschordensarchivalien wurden die Tagungsteilnehmer in die Räumlichkeiten der Bestandserhaltung geführt. Dort demonstrierten die Restauratorinnen des Geheimen Staatsarchivs, wie Urkunden nach den heutigen Maßstäben der Bestandserhaltung aufbereitet und behandelt werden.

Archivalienpräsentation © GStA PK/Jorid Rüdiger

Eine Präsentation ausgewählter Archivalien aus der Überlieferung des Deutschen Ordens bot den Teilnehmern die Möglichkeit, bedeutenden Dokumente aus nächster Nähe zu betrachten. Dabei wurden gezielt Dokumente vorgelegt, die einen direkten Bezug zu den wissenschaftlichen Vorträgen der Tagung besitzen.

Privilegienbuch des Deutschen Ordens mit Abschrift von Urkunden der Könige von Jerusalem und des Fürsten von Antiochia, GStA PK, I. HA, Rep. 94, Nr. 6430, Bl. 9v-10r

Eines dieser Dokumente, ein Privilegienbuch aus dem 13. Jahrhundert, eingebunden in einer Sammelhandschrift, wurde durch das Geheime Staatsarchiv mit Blick auf die Tagung digitalisiert. Dieses Schriftzeugnis ist nicht nur eine zentrale Quelle für die Geschichte des Deutschen Ordens während seiner Präsenz im Heiligen Land, sondern auch für archivgeschichtliche Fragen zum 13. und 14. Jahrhunderts von herausragender Bedeutung. Mit der Digitalisierung wird das Dokument nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.