200. Geburtstag des Schriftstellers Theodor Fontane

News vom 18.12.2019

Am 30. Dezember 2019 jährt sich der Geburtstag von Theodor Fontane zum 200. Mal.

Fontane aus London an die Centralstelle für Preß-Angelegenheiten
© Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Bildstelle

 Dass Fontane nicht nur ein großartiger Erzähler, Romancier und Dichter war, sondern auch viele journalistische Artikel, Kulturkritiken und Briefe verfasste, wissen nur die wirklichen Fontane-Kenner und -Liebhaber. Im Geheimen Staatsarchiv zeugen eine Reihe von Briefen, Berichten und Rechnungen von Fontanes Engagement als Londoner Korrespondent bei der „Centralstelle für Preß-Angelegenheiten“ – heute im Bestand I. HA Rep. 77 A Literarisches Büro. Sie spiegeln seine Bemühungen in London wider, zum einen die englische Berichterstattung über Preußen im Sinne der Berliner Regierung zu beeinflussen, zum anderen einen möglichst aktuellen Pressespiegel der englischen Zeitungen vor allem zu auswärtiger und Handelspolitik nach Preußen zu senden. Im Herbst 1855 begann Fontane die Deutsch-Englische Korrespondenz herauszugeben, die im April 1956 wiedereingestellt werden musste. Welchem Erfolgsdruck er bei diesem Projekt ausgesetzt war, geht aus seinem Bericht aus London vom 5./6. Oktober 1855 an Dr. Ludwig Metzel von der Centralstelle hervor:

„[…] Nun noch ein Wort über die Probe-Correspondenzen. So lang ich allein bin, können dieselben keinen anderen Zweck haben wie den, als Messer meiner Arbeitskraft und Ausdauer zu dienen. Ich versichere Ihnen nochmals, daß ich es unbedenklich leisten kann; - meine Uebersetzer-Fähigkeit wird schwerlich bezweifelt werden und um die erwünschte Mannigfaltigkeit des Stoffs zu zeigen, bedarf es eben einer Hülfe, einer Mitarbeiterschaft. Ich werde deshalb 6 oder 8 oder 10 Tage vergehen lassen, ehe ich eine Probe-Correspondenz einsende und werde dabei mehr den Zweck im Auge haben Ihnen die Geschicklichkeit des Druckers als die Tüchtigkeit meiner eigenen Arbeit zu zeigen.- Bis dahin hoff ich schon Ihren Bescheid in Händen zu haben und zu wissen, ob mein weiterer Aufenthalt in London nach Tagen oder Jahren zählt. Ehrlich gemüht hab‘ ich mich und alles andere über den vorgeschriebenen Zweck meines Hierseins vergessen. So trist und öde ich hier lebe, so sehr ich die Heimath und ihre Liebe und ihre Freuden entbehre, so würd‘ ich doch mit äußerstem Widerstreben zurückgehn. Zurückkehren heißt ¼ Jahr lang den Fluch der Lächerlichkeit tragen und wenn sich solche Dinge schließlich auch verbluten, so würd‘ ich doch von da ab und zwar von meinen eignen Freunden, zu den verbrauchten, abgehalfterten Leuten gezählt werden, mit denen man es mal versuchen wollte, die aber nicht einschlugen, gleichviel durch ihre Schuld oder durch die Schuld der Umstände. Denn ,unsre Umstände‘ gute und schlechte, werden uns selber angerechnet.“