1807/1948 - Diebstahl Minuth

1807/1948 - Diebstahl Minuth

Die Kleist-Handschriften im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz überdauerten den Zweiten Weltkrieg, da sie – wie der überwiegende Teil der Bestände, Nachlässe und Sammlungen – in Salzbergwerke bei Staßfurt und Schönebeck in Sachsen-Anhalt ausgelagert waren.

von Anke Klare

Während der deutschen Teilung wurden sie im Zentralen Staatsarchiv der DDR, Historische Abteilung Merseburg aufbewahrt. Sie gelangten 1993 nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zurück ins Stammhaus nach Dahlem.

Phöbus. Ein Journal für die Kunst.
Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Hrsg. von Heinrich von Kleist und Adam H. Müller. 1. Jg. 4./5. Stück, Dresden 1808 (Zwei Kupferstiche) © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt
Phöbus. Ein Journal für die Kunst.
Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Hrsg. von Heinrich von Kleist und Adam H. Müller. 1. Jg. 4./5. Stück, Dresden 1808 (Umschlag mit Titelkupfer von Johann Christian Gottschick nach einer Zeichnung von Ferdinand Hartmann) © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt
Phöbus. Ein Journal für die Kunst.
Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Hrsg. von Heinrich von Kleist und Adam H. Müller. 1. Jg. 4./5. Stück, Dresden 1808 (Titelblatt) © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt

Erst in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde ein Brief von Kleist an den Geheimen Oberfinanzrat Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein vom 22. Dezember 1807 im Auslagerungsort Staßfurt Opfer einer groß angelegten Diebstahlserie, die aber aufgeklärt werden konnte. Wertvolle Archivalien des Geheimen Staatsarchivs - hauptsächlich aus den Beständen Rep. 94 Kleine Erwerbungen und Rep. 94 A Autographensammlung sowie den Personalreposituren des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs und den Nachlässen - wurden durch den Chefdolmetscher der sowjetischen Besatzer, Viktor Minuth, gestohlen und über einen Buchhändler beziehungsweise Briefmarken- und Autographensammler vornehmlich in Westdeutschland und im westlichen Ausland verkauft. Ein Großteil der Bücher und Dokumente wurden im Jahre 1948 von der Polizei sichergestellt, allein in Staßfurt und Umgebung waren es circa 3 Zentner. Die entwendeten Stücke wurden nach deren Rückgabe im Archiv mit dem Vermerk DM (Diebstahl Minuth) versehen und sind so heute noch erkennbar.

Auch der Brief von Kleist aus dem sächsischen Dresden an seinen früheren Förderer Altenstein aus dessen Nachlass trägt diesen Stempel. In dem Schreiben schildert Kleist seine Verhaftung als vermeintlich preußischer Spion und die Kriegsgefangenschaft in Frankreich. In Dresden, „als dem günstigsten Ort in dieser, für die Kunst, höchst ungünstigen Zeit“ gibt er ab Januar 1808 gemeinsam mit Adam Müller das Kunstjournal „Phöbus“ heraus. Die erhoffte rege Beteiligung namhafter Schriftsteller wie Goethe bleibt jedoch aus und das Unternehmen verschlingt alle Einlagen. Es gelingt nur mit Mühe, den durch Subskription finanzierten Jahrgang bis März 1809 zu vollenden. Danach wird der „Phöbus“ eingestellt.

Kleist an Karl Sigmund Freiherr vom Stein zum Altenstein, Dresden, 22. Dezember 1807
Kleist an Karl Sigmund Freiherr vom Stein zum Altenstein, Dresden, 22. Dezember 1807 © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz / Digitalisierungswerkstatt

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