Kontributionskataster und Fortschreibungen

Die bei der Landesaufnahme von Westpreußen 1772/73 für Steuerzwecke angelegten Kontributionskataster liegen als zeitgenössische Abschriften (auch Reinschriften genannt) in 117 Katasterbänden (nach Ämtern und Orten gegliedert) mit geschätzten 40.000 namentlich nicht erschlossenen Personeneinträgen in der II. HA Generaldirektorium, Abt. 9 Westpreußen und Netzedistrikt, Polizeiverwaltung (Materien), Tit. 93 vor. Diese wortgetreuen Abschriften wurden vermutlich im Zeitraum von 1776 bis 1779 angefertigt. Für die Mehrzahl der Bände gibt es ein Ortsregister, welches auf relevanten Aktenbände und die darin befindliche fortlaufende Nummer des gesuchten Ortes verweist.

Auch in der Überlieferung der XIV. HA Westpreußen, Rep. 181 Regierung zu Marienwerder, Abt. III, Kontributions- und Klassifikationskataster 1772/73 finden sich einzelne Ämter.

Im Bestand XIV. HA Westpreußen, Rep. 180 Regierung Danzig wird zudem ein Band der Ortschaft Bollwerk in der Elbinger Niederung verwahrt. Des Weiteren enthält der Bestand XIV. HA Westpreußen, Rep. 201 Landratsamt Marienwerder die Abschrift des Originalkatasters (ohne Einwohnertabellen) des Amtes Mewe sowie die zusammenfassenden Auswertungen für jeden Ort dieses Amtes. 
Ebenfalls nur für bestimmte westpreußische Ämter (Elbinger Höhe, Marienburg, Marienwerder, Riesenburg und Stuhm) gibt es sogenannte Prästationstabellen (XX. HA Historisches Staatsarchiv Königsberg, PT), die die landesherrliche abgabepflichtige Bevölkerung von etwa Ende 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfassen.

Im allgemeinen enthalten die Kataster das Dorfprotokoll mit der Aufzeichnung der Ortslage sowie die tabellarische Dorfaufnahme mit Namen, Angaben zum Landbesitz und daraus resultierender Steuerveranlagung der pflichtigen Haushaltsvorstände (Klassifikationsanschlag) ohne weitere Angaben von persönlichen Daten zu den erfassten Personen wie zum Beispiel über Geburt, Alter, Familienstand oder deren Herkunft beziehungsweise Verbleib bei einem eventuellen Weggang. Ebenso fehlen Angaben zu Familienangelegenheiten wie etwa Pacht, Kauf und Verkauf von Land. 

Nicht zu Kontributionszwecken klassifiziert wurden die geistlichen Güter, die unter die Kammerverwaltung kamen und gleich den Domänen verpachtet wurden. Von der Kontribution ausgenommen waren ferner die königlichen Forsten und die Starosteien, die der König zu künftigen Domänen bestimmt hatte; dies sollte erst nach Beendigung der Landvermessung geschehen. 
Nicht berücksichtigt wurden auch adelige Güter und größere Städte. Bei letzterem wurde die Akzise (Verbrauchsabgabe beziehungsweise -steuer auf Waren; kein Personenbezug) eingeführt. 

In der zentralstaatlichen Überlieferung finden sich Prästationstabellen beziehungsweise Aktenbände über Abgaben in der Domänenabteilung (Abt. C) der Überlieferung I. HA Rep. 87 Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Zur steuerlichen Erfassung des Netzedistrikts bei der Landesaufnahme 1772/73 siehe Schlagwort Klassifikationsanschläge. 

Die Urschriften der Katasteraufnahmen von Westpreußen sind 1945 im Staatsarchiv Danzig größtenteils verlorengegangen.

Literaturauswahl

  • Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil 2: Westpreußen, Marienwerder 1789. 
  • Ruth Bliß: Zur Überlieferung der Friderizianischen Landesaufnahme für Westpreußen und den Netzedistrikt in den Jahren 1772 / 73. - In: Preußenland, Jg. 6 (1968), Nr. 4, S. 49-56. 
  • Kornelia Hubrich-Mühle: Der Kontributionskataster der Friderizianischen Landesaufnahme Westpreußens und des Netzedistrikts aus dem Jahre 1772/73. Überlieferungsgeschichte und Forschungsstand. Zeitschrift für Ostforschung, Bd. 39 (1990), S. 1 - S. 19.